Vogelporträts

An dieser Stelle möchten wir gerne ein paar gefiederte Bewohner*innen der Stolper Felder vorstellen. Edvard hat in unseren Newslettern immer mal wieder bestimmte Vogelarten ausführlich beschrieben und wir haben diese Porträts hier zusammengestellt:

Sicherlich werden wir nach und nach noch mehr Arten porträtieren. Schau also einfach mal wieder hier vorbei.

Das Wintergoldhähnchen (Regulus Regulus)

Der Name dieses auch ab und zu in Gärten kommenden Vogels ist ein wenig in die Irre führend, denn tatsächlich müsste man von den kleinen Wesen schon eine beträchtliche Menge verzehren, um auch nur ansatzweise satt zu werden. Der kleinste Vogel Europas bringt nur 4–7 Gramm auf die Waage. Trotz dieser Winzigkeit und Eiern, die kaum größer als Tic Tacs sind, ist auch dieser Vogel zu unglaublichen Zugleistungen fähig. So kann das Fliegengewicht auf dem Heimzug ins Brutgebiet immerhin bis zu 250 km am Tag zurücklegen und in einer Nacht ganze Meere überqueren.

Wintergoldhähnchen (© Pixabay)

Allerdings gilt diese Art nur als sogenannter Teilzieher, was auch bei der Benennung eine Rolle spielte: Der nahe Verwandte des vorgestellten Winzlings, das Sommergoldhähnchen, der ihm an Größe ebenbürtig ist, kehrt erst im März/April in seine Brutgebiete zurück, während sich die Anzahl der Wintergoldhähnchen durch den Zuzug nord-östlicher Populationen ab Oktober bei uns spürbar steigert.

Am Stolper Feld ist dieser Anstieg gut zu beobachten und momentan muss niemand lange am Mauerweg verweilen, um die zarten, hohen Töne der Goldhähnchen zu vernehmen, während sie sich an den Zweigen der überall aufwachsenden Kiefern entlanghangeln. Dabei suchen sie häufig die Unterseite der Nadeln nach überwinternden Kleinstlebewesen ab, was direkter Nahrungskonkurrenz mit dem sommerlichen Verwandten vorbeugt. Da das Goldhähnchen jedoch auf diese Art des Nahrungserwerbes stark spezialisiert ist, kann Schneefall und Vereisung der Zweige für den Vogel zu einem großen Problem werden. Wegen des generell höheren Nahrungsangebotes hält es sich am liebsten in sehr waldigen Bereichen auf, kommt aber auch ab und an, häufig mit Meisen vergesellschaftet, in offenere Gebiete, wo es allerdings nicht brütet.

Noch ein Wintergoldhähnchen (© Pixabay)

Bestimmung: Durch extrem hohe, fiepsende Töne auffallend, ansonsten Scheitelstreif gut erkennbar, kein Augenstreif, das ist sonst ein Sommergoldhähnchen.

Die Goldammer (Emberiza citrinella)

Die Ammern sind eine relativ unbekannte Gruppe der Vögel, dabei haben die finkenähnlichen Bewohner der Hecken, Felder und Schilfgebiete einiges zu bieten. Die Gattung ist mit fast 40 (!) Arten in Eurasien und Afrika vertreten, von denen alle zumindest halboffene Gebiete oder Waldränder zum Überleben brauchen.

Auch weisen die meisten Arten einen Geschlechtsdimorphismus (Anmerkung des Vorstandes: musste nachlesen) auf.

Goldammer (© Pixabay)

Besonders die Allerweltsart halboffener Buschlandschaften, die Goldammer, besticht durch ein schönes Aussehen. Die Männchen mit dem namensgebendem goldgelben Kopf präsentieren sich häufig auf erhöhten Warten und tragen den charakteristischen Gesang vor. Zum Lernen des doch sehr einprägsamen Reviergesanges gibt es übrigens eine interessante Umschreibung, nämlich: Ichichich-ich-hab-dich-so-lieeb, die den Rhythmus der Töne wiedergibt.

Zudem lässt sich über den lang gezogenen Endton feststellen (lautmalerisch das «lieb»), wie alt der Sänger in etwa ist. Folgt der Endton direkt, ist der Vogel mit großer Wahrscheinlichkeit vorjährig, bei einer kleinen Pause mehrjährig. Die Gesangsdialekte, das heißt einzelne Ausprägungen, werden von anderen Männchen erlernt. Interessanterweise ist das Lied der Goldammer auch an warmen Tagen im Hochsommer zu vernehmen, was für mitteleuropäische Vögel sehr untypisch ist.

Es lohnt sich also bei einem Abendspaziergang darauf zu achten, denn besonders der ehemalige Grenzstreifen um den Mauerweg ist bei den Ammern beliebt. Dort sind sie das ganze Jahr zu beobachten. Während sie zur Brutsaison streng territorial sind, werden in Herbst und Winter teilweise sehr große Verbände gebildet. Sie suchen dann auf den Feldern nach übrig gebliebenen Samen, die den größten Teil ihrer Nahrung ausmachen. Nur für die Jungvögel wird vermehrt auf Insekten zurückgegriffen.

Die Bestände der Art sind weltweit stabil und auch auf dem Stolper Feld hat die Art langfristig eine Zukunft. Trotzdem sind ihre Lebensräume zu erhalten und neu zu schaffen, was auch gefährdeteren Arten zu Gute kommt.

Bestimmung: Generell zumindest etwas gelbliche Tönung an Kopf und Flanken, am stärksten bei Männchen; Kopf mit Schwarzanteilen; rotbrauner Bürzel; Schwanz mit weißen Außenkanten.

Der Neuntöter (Lanius collurio)

Wahrlich, schön anzusehen sind die Spießplätze dieses Würgers auf keinen Fall. Der Singvogel legt seine Vorratsplätze sehr speziell an. Dazu werden die Beutetiere, die von kleineren Insekten bis zu Jungvögeln und Mäusen reichen, an dornigen Sträuchern aufgespießt.

Neuntöter (© Pixabay)

Dieses hochinteressante Verhalten handelte ihm wohl auch seinen wenig rühmlichen deutschen Namen ein, aber es hilft dabei auch länger andauernde Regengüsse mit Nahrung gut zu überstehen. Wenn der (netter genannt) Rotrückenwürger im Mai wieder bei uns aufgetaucht ist, beginnt er sofort mit der Balz. Die Männchen können dabei große Reviere abfliegen. Wird aber innerhalb von 4–5 Tagen kein Weibchen gefunden, ziehen sie weiter. Das Gelege umfasst meistens 5 Eier, von den Jungvögeln fliegen letztendlich aber nur gut 40 % aus. Die für unser Empfinden hohe Verlustrate wird unter anderem durch Rabenvögel, aber sogar auch von Mäusen, die den Vogeleltern als Nahrung dienen könnten, bewirkt. Leider spielt auch bei ihm menschliches Handeln eine starke Rolle – besonders der andauernde Lebensraumverlust macht ihm zu schaffen.

Auf den Stolper Feldern kommt der Neuntöter noch vereinzelt vor. Die fortschreitende Verbuschung des ehemaligen Grenzstreifens tat dem an Büsche gebundenen Vogel gut. Der jetzt langsam aufwachsende Wald hat ihn allerdings wahrscheinlich größtenteils wieder verdrängt, jedoch sind immer noch einige Abschnitte an den Ortsgrenzen Stolpes und auf den naturnahen Teilen des Golfplatzes geeignet. So bleibt uns der eigentümliche Sommervogel wohl erhalten. Auch der Klimawandel spielt ihm in die Karten.

Bestimmung: Langschwänzig, Größe zwischen Spatz und Lerche. Männchen mit rotem Rücken, blauem Kopf und Banditenmaske, Weibchen weniger auffällig, brauner Kopf und gescheckter Bauch. Häufig exponiert sitzend und nach Beute spähend. Wenn man wirklich das Glück, hat einen Vorratsplatz zu finden, sollte man zum Studieren unbedingt Bilder für Zuhause machen und sich entfernen. Das Nest ist nämlich zumeist in der Nähe.

Die Wacholderdrossel (Turdus pilaris)

Nur im Herbst und Winter sind die fast schon schimpfend wirkenden Rufe dieser großen Drossel um die Felder herum zu vernehmen. Fast schon besser so, könnte man tatsächlich meinen, denn was ihren Nachwuchs angeht verstehen diese amselgroßen Vögel keinen Spaß: Der potenzielle Angreifer wird wortwörtlich „beschissen“. Das wären keine guten Aussichten, weder für den ahnungslosen Wanderer, noch für seinen Hund, oder für die Nebelkrähen und Elstern, welche auf den Feldern sehr zahlreich sind. Die nordisch/östlichen Vögel bei uns bleiben jedoch am liebsten unter sich. In kleinen Schwärmen von meist nicht mehr als 10 Tieren suchen sie die Sträucher nach Beeren und hängen gebliebenem Obst ab, meistens hört man sie bevor man sie sieht.

Wacholderdrossel (© Pixabay)

Wer jetzt Lust bekommt die Vögel einmal mit eigenen Augen zu sehen muss sich beeilen, der momentan prognostizierte milde Februar könnte einen sehr frühen Heimzug bedeuten. Generell wird sich ihre Anzahl im Winter über die Jahre vielleicht verringern, wozu auch nach Stolpe fliegen wenn es auch im skandinavischen Brutgebiet genug Nahrung gibt? Ganz von hier verschwinden wird der (früher übrigens gern verzehrte) „Krammetvogel“ aber wahrscheinlich nicht, die wenn auch seltener werdenden Wintereinbrüche treiben ihn in Scharen südwärts, direkt in die Hecken der Stolper Felder.

Bestimmung: Der Größe nach wie Amsel jedoch deutlich bunter mit graublauem Kopf, ockerfarbenem gestricheltem Kehllatz und weißem Bauch Ruf sehr charakteristisches „tschack“, häufig mehrmals schnell hintereinander wiederholt.

Der Turmfalke (Falco tinnunculus)

Ansteuern, Rüttelflug, Positionswechsel, noch mal Rüttelflug, weiter so in der Luft verharren, verharren … und Stoß! Mist, leider wieder nix.

Turmfalke (© Pixabay)

So oder so ähnlich sieht der Alltag eines Turmfalken aus, der mal eben die Biodiversitätsfläche in Hoffnung auf eine leckere Säugetier-Mahlzeit ansteuert. Nur wenige Versuche unseres rot-rückigen Beutegreifers führen zum Erfolg. Dabei ist der Begriff „Greif“ in diesem Fall gleich doppelt irreführend.

Zum einen ist unser bunter, häufigster Falke näher mit den Papageien als mit Bussard, Weihe, Milan oder Habicht verwandt, andererseits tötet er in der Regel nicht mit den Greifern, sondern mit dem scharfen Schnabel. Anschließend schleppt er die Beute meist zum namensgebenden Turm, wo hungrige Schlünde schon auf die nächste Mahlzeit warten.

Tatsächlich zählen vor allem dörfliche Kirchtürme, aber auch hohe Häuser in der Stadt (wie uns die große Population rund um das Tempelhofer Feld eindrucksvoll beweist) zu den bevorzugten Brutstätten, an vielen Stellen werden sogar künstliche Nisthilfen angebracht.

Auch die „Stolpe-Falken“ haben wohl einen Kirchturm ersonnen, vielleicht in Frohnau, Hohen Neuendorf oder die Stolper Dorfkirche. Während der ersten Wochen zerteilt das Weibchen am Brutplatz die vom Männchen herangeschaffte Beute und überlässt den Nestlingen das nahrhafte Muskelfleisch. Doch die Mäuler werden immer größer und hungriger und nach einer Weile können die Kleinen schon ganze Mäuse am Stück verzehren. So legt das Weibchen bald nur noch die Beute gerecht verteilt vor den Halbstarken ab und macht sich selbst auf, stets mit Blick auf dem Boden nach der nächsten Beute, geradewegs zur FrohLaWi-Fläche.

Bestimmung: Typischer Rüttelflug, meist nur 4–5 m über dem Boden, „steht in der Luft“. Spitze Flügel. Oberseits rotbraun mit schwarzen Schwungfedern, dies unter den Falken m. E. einzigartig.
Männchen: blaugrauer Kopf, beim Weibchen bräunlich. Außerdem Weibchen mit ausgeprägter Schwanzbänderung, das Männchen nur 1–2 Endbinden.